Einkommen sog. Eliten

Quasi ein Zufallsfund, der mich doch treibt, ein paar Sätze dazu aufzuschreiben: Wenn ich mir anschaue, was Vorstandsmitglieder von zwei Versicherungen, an denen ich zufällig einen geradezu lächerlichen Anteil Aktien besitze, an Vergütung erhalten, kann ich nur sagen, dass hier die Proportionen völlig aus dem Ruder laufen. So erhielt der Vorstandsvorsitzende der Hannover Re 2022 3,1 Mio. Euro (der Betrag bezieht sich auf die Jahresvergütung), die normalen Vorstandsmitglieder ca. 1,3 Mio. Euro, wobei nebenbei bemerkt die einzige Frau in dem Vorstand „nur“ 1,08 Mio. Euro bekommt. Die durchschnittliche Arbeitnehmervergütungen werden bei der Hannover Re mit 113.100 Euro angegeben. Bei der Allianz sieht es ähnlich aus: Dort erhielt der Vorstandsvorsitzende 2022 den stattlichen Betrag von 5,6 Mio. Euro, der Stellvertreter 3,1 Mio. Euro und die anderen Vorstandsmitglieder um die 1,9 Mio. Euro. Bei der Allianz liegt die durchschnittliche Arbeitnehmervergütung bei 87.000 Euro jährlich. Interessant ist, dass auch die Aufsichtsratsmitglieder durchaus beträchtliche Summen erhalten, bei der Allianz erhält der Vorsitzende 250.000 Euro, zu denen noch die Vergütungen aufgrund von Mitgliedschaften in Ausschüssen kommen, so dass der Aufsichtsratsvorsitzende der Allianz 2022 die stattliche Summe von 750.000 Euro erhalten hat, hinzukommen dann noch jeweils 1.000 Euro Sitzungsgeld. Die normalen Aufsichtsratsmitglieder erhalten bei der Allianz als Grundvergütung 125.000 Euro. Anhand der ausgezahlten Sitzungsgelder kann man erkennen, dass es ca. vier Sitzungen pro Jahr gegeben hat. Bemerkenswert, dass diese im Verhältnis lächerliche Summe von 1.000 Euro pro Sitzung tatsächlich auch noch kassiert wurde. Im Vergleich dazu ist die Grundvergütung der Aufsichtsratsmitglieder bei der Hannover Re etwas geringer, dort erhält der Vorsitzende 360.500 Euro Grundvergütung, die Mitglieder jeweils 79.000 Euro. Bei allen kommen noch Vergütungen für Mitgliedschaften in Ausschüssen. Zwei Aspekte scheinen mir zu bedenken zu sein. Der erste ist, dass bei derartig hohen Einkommen natürlich auch die Frage der Rendite eine wichtige Rolle spielt. Wer Millionen an Einkommen hat, muss sich um diese auch kümmern. Man könnte meinen, dass es durchaus ein Fulltimejob sein könnte, sich um die weitere Vermehrung des Geldes zu kümmern. Man darf sicher davon ausgehen, dass sich diese Leute tatsächlich nicht nur in ihrer Freizeit um die Vermehrung ihres Geldes kümmern, das sich nur dann wirklich gut vermehrt, wenn man unternehmerisch damit umgeht. Zwar gibt es dafür personenbezogene Finanzfachleute in den Banken, die nahezu ausschließlich sich um eine solche Person kümmern, doch wäre es naiv zu glauben, dass so ein Vorstandmitglied sein Geld zur Bank gibt und fröhlich daran glaubt, dass es dort immer mehr wird.

Als zweiter Aspekt sollte man sich folgendes vor Augen halten: Wenn man einmal vergleicht, was ein Oberbürgermeister zum Beispiel von Bremerhaven im Jahr erhält, der immerhin, nun ja, Personalverantwortung für ca. 5.000 Beschäftigte hat, dann könnten einem die Tränen kommen, denn seine Vergütung beträgt 133.961,28 Euro im Jahr. Das erhalten also schon Vorstandsmitglieder in einem Monat, wenn sie bei der Hannover Re tätig sind. Selbst der Bundeskanzler hat im Vergleich zu den Vorständen großer Unternehmen ein eher bescheidenes Gehalt, es liegt bei etwas über 362.000 Euro (und das auch nur, weil er „nebenbei“ auch noch Abgeordneter ist, das Grundgehalt eines Bundeskanzlers liegt bei jährlich ziemlich genau 300.000 Euro jährlich). Und doch muss man sagen, dass diese Leute, also ein OB oder ein Bundeskanzler durchaus gut alimentiert werden. Im Vergleich zu den Durchschnittseinkommen erhalten sie immerhin ein Mehrfaches davon. 

Betrachtet man einmal, was ein ganz einfacher Mensch verdient, der zum Beispiel als Gartenbauarbeiter tätig ist, dann kommt man auf eine Bruttovergütung von ca. 36.000 Euro jährlich. „Im Jahr 2022 betrug der Durchschnitt der monatlichen Bruttolöhne/ Bruttogehälter je Arbeitnehmer in Deutschland 3.352 Euro.“(https://de.statista.com/statistik/daten/studie/161355/umfrage/monatliche-bruttoloehne-und-bruttogehaelter-pro-kopf-in-deutschland/) Das sind etwas über 40.000 Euro jährlich.

Nein, ich will keine Neiddebatte, aber doch feststellen, dass aufgrund der Einkommen die Lebenswelten der Menschen so verschieden sind, dass es immer schwerer fällt, die einende Klammer zu finden, die für eine gut funktionierende Gesellschaft dringend notwendig wäre.

 

In diesem Zusammenhang empfehle ich die Lektüre von Sighard Neckel in der SZ (www.sz.de/1.3259210) und darüber hinaus Ralf Dahrendorfs Beitrag in der Zeit (https://www.zeit.de/1997/47/thema.txt.19971114.xml/komplettansicht).