Dirk Bliedtner, neuer „Teamchef Kreation“ (ein lustiger Titel, finde ich) bei der #Nordsee-Zeitung hat heute einen veritablen Bock geschossen. Bei der Beschäftigung mit der Frage, dass die mutmaßliche Täterin einer schrecklichen Messerattacke im Hamburger Bahnhof mit vielen Verletzten zuvor in der psychiatrischen Klinik Debstedt in Behandlung gewesen sei, stellt sich Bliedtner in einem Kommentar auf den Standpunkt, dass das mit einem „Versagen im System“ zu tun haben müsse. Dieser Meinung kann man durchaus sein. Wenn dabei ein Laie wie der „Teamchef Kreation“ ziemlich kreativ eine Fernkrankheitsdiagnose („offenbar an paranoider Schizophrenie leidet“) zum Besten gibt und dann auch noch meint, die mutmaßliche Täterin sei „leichtfertig“ entlassen worden, dann ist die Grenze zwischen einer journalistischen Kommentierung und populistischer Stimmungsmache überschritten.

Ausriss NZ 27.5.25
Besonders falsch ist diese unterstellte Leichtfertigkeit, weil zwei Seiten zuvor in einem Interview mit dem Göttinger Psychiater Prof. Jürgen L. Müller sehr deutlich geworden ist, dass die Entlassung von schwierigen psychiatrischen Patientinnen und Patienten keineswegs „leichtfertig“ entschieden werden kann, sondern immer ein verantwortungsvoller Abwägungsprozess notwendig ist.

Ausriss NZ 27.5.25