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Hehres Ziel, fragwürdiger Weg, das LUNEDELTA

Ausriss Nordsee-Zeitung 6.7.2025

Es ist ein wunderbares und zeitgemäßes Ziel im Zeichen der sich verschärfenden Klimakrise, ein Gewerbegebiet zu entwickeln, in dem nachhaltig gewirtschaftet und klimaneutral gebaut wird. Oder, wie es auf der eigens dafür gebastelten Homepage heißt: „Das LUNEDELTA im Süden Bremerhavens ist ein einzigartiges und zukunftsweisendes Gewerbegebiet, das durch seine konsequent nachhaltige Ausrichtung höchsten Ansprüchen an einen zukunftsorientierten Unternehmensstandort gerecht wird.“(www.lunedelta.de) Bremerhaven mal ganz vorne mit dem LUNEDELTA, das bislang unter dem Titel GREEN ECONOMY gelaufen ist!

Das „kleine“ Problem dabei ist, dass dieses Gewerbegebiet jwd (janz weit draußen) liegt, um genau zu sein, ca. sieben Fahrradkilometer vom Hauptbahnhof entfernt. Und ohne Anschluss an den Öffentlichen Personennahverkehr (der Hafenliner von BremerhavenBus, der bei einer Verlängerung möglicherweise einen Anschluss bieten könnte, soll nach dem Willen der Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung, die SPD, CDU und FDP bilden, abgeschafft werden, was zwar nachhaltig ist, aber hier in Verbindung mit Schaden stehen muss, weil hier nachhaltiger Schaden für eine nachhaltige, d. h. umweltverträgliche Mobilität entsteht). 

Quelle: lunedelta.de

Sarkastisch gesagt ist es sehr lustig, wenn die BIS (die städtische Firma für Wirtschaftsförderung in Bremerhaven) schreibt: „Unser Zentrum ist in die natürliche Landschaft integriert und fördert die Biodiversität durch nahegelegene Grünflächen und das Naturschutzgebiet Luneplate.“ Das ist deshalb so lustig, nein, natürlich ist das traurig, weil dort, wo heute noch ziemlich viel Natur ist, munter große Flächen versiegelt werden, denn die geplanten Bauten werden eher nicht schweben…

Aber am Lustigsten, um sarkastisch zu bleiben, ist die Phrasenprosa der Pressemitteilung der BIS anlässlich des Richtfests des Gründungszentrums, wenn es heißt: „Das Zentrum setzt als Vorzeigeprojekt für nachhaltiges Bauen der nächsten Generation neue Maßstäbe in Bremerhaven“. Denn so schön es sein mag, dieses Gebäude ressourcenschonend herzustellen, so absurd ist es, gleichzeitig in der Innenstadt ein bestehendes Gebäude wie das ehemalige Karstadtgebäude nicht neu zu nutzen und damit sog. Graue Energie ressourcenschonend zu sparen, sondern sie zu vernichten. Ja, so setzt man Maßstäbe! Das ist Ausdruck hoher Glaubwürdigkeit! - Nein, natürlich so nicht! 

Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen: die letztlich interessante Frage ist, ob es bereits Interesse von Unternehmen sowohl für das Gründungszentrum (Kosten laut Magistrat vom Dezember 2022 rund 15 Mio. Euro, getragen von der öffentlichen Hand) als auch für dieses mittlerweile mit mindestens 14 Mio. Euro öffentlicher Mittel geförderte Areal gibt. Davon war bisher noch nirgends die Rede, weshalb ich vermute, dass dort viel guter Wille vorhanden ist, aber wenig Konkretes. Auch von den noch 2018 genannten „strategischen Partnerinnen und Partner wie beispielsweise das Klimahaus 8°-Ost, bremenports, energiekonsens, die Geschäftsstelle „Umwelt Unternehmen“ oder das Climate Service Center des Helmholtz-Zentrums Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung GmbH (HZG)“, so eine Pressemitteilung des Magistrats vom 13.06.2018, ist jetzt nicht mehr die Rede. Könnte es also sein, dass dieses Projekt eher (teurer) Wunsch als Wirklichkeit ist und bleibt?