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Neues zum "Novo" (gemeinhin Ex-Karstadt!)

© Hans-Joachim Ewert

Wer jetzt den Platz vor der Großen Kirche betritt, wird erstaunt sein über den ungewohnten, aber wohl nicht ganz unangenehmen Anblick. Nachdem die düsteren schwarzen Platten der Fassade des ehemaligen Karstadtgebäude entfernt wurden, zeigt sich der originale weiße Fliesenbehang des Ursprungsbaus aus den 1950er Jahren. Zudem sind die ursprünglichen Fensterbänder noch gut zu sehen, die beim Umbau in den 1970er Jahren mit Leichtbausteinen einfach zugemauert wurden. Das macht deutlich, dass man sicher die ursprüngliche Fassade wiederherstellen könnte, und zwar mit verhältnismäßig wenigen Mitteln und Kosten. 

Weil bei den Plänen der neuen Bremerhavener Mitte ganz offensichtlich einiges falsch läuft, hat der frühere Bremerhavener Stadtplaner und Architekt Peter Höltgen jetzt eine beeindruckende Betrachtung abgeliefert, die er mit einem Offenen Brief an den Oberbürgermeister, den Bürgermeister sowie die Fraktionsvorsitzenden von SPD, CDU und FDP geschickt hat. Ich finde das so bemerkenswert, dass ich seinen Brief sowie sein umfangreiche Studie hier gerne veröffentliche (mit seinem Einverständnis):

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Grantz,

„Wir haben es weiterhin mit einer enorm herausfordernden Lage am Bau- und Immobilienmarkt zu tun. Insofern scheuen wir uns auch nicht, Planungen auf den Prüfstand zu stellen, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern." 

Finanzsenator Dr. Andreas Dressel

Am 5.11.2024 entschied sich der Hamburger Senat, auf einen Neubau für das Bezirksamt Wandsbek zu verzichten und stattdessen die ehemalige Karstadt-Immobilie vor dem Abriss zu retten und dort die benötigten Flächen anzumieten. 

Ich möchte Sie heute erneut einladen, die Planungen für das NOVO und die Jugendherberge ebenfalls auf den Prüfstand zu stellen und den Abbruch des Karstadt Altbaus zu überdenken. Anlass dazu ist die kürzlich noch einmal sehr deutlich gewordene Haushaltsnotlage. Anlass ist aber auch der von den Stadtverordneten am 26.06.2025 beschlossene Beginn der Planungsarbeiten zum NOVO. Dieser Beschluss beruht bezüglich der Baukosten auf einer völlig irreführenden Vorlage. Er hält zudem an dieser unsäglichen „Sichtachse“ fest, die ihren Zweck nicht erfüllen kann und zu der es effizientere Alternativen gibt. Vor allem aber ist diese Sichtachse Ursache für den von Ihnen betriebenen Abbruch des Karstadt Altbaus.

Angesichts dieser prekären Situation ist es dringlich, die finanziellen Rahmenbedingungen erneut zu bewerten und die sich bietenden Einsparpotentiale zu nutzen. Um Ihnen diese Optionen anschaulich zu machen erhalten Sie eine Berechnung der Einsparpotentiale bei Nachnutzung des Karstadt Altbaus in Höhe von 30 Mio. € sowie einen weiteren Vorschlag zur besseren Anbindung der Havenwelten an die City. Dieser Vorschlag ist eine Weiterentwicklung Ihrer eigenen Überlegungen zum Durchstich Mühlenstraße. 

Bei Prüfung der Zahlen werden Sie feststellen, dass der entkernte Karstadt Altbau keineswegs „ein dicker, fauler Zahn in unserer Innenstadt“ ist, wie Sie vor 4 Jahren glaubten, sondern - und das sage ich Ihnen mit all meiner Expertise - ein städtebaulicher und bauwirtschaftlicher Rohdiamant! Gleichzeitig rückt mit der Achse Mühlenstraße eine überaus attraktive Pontonbrückenverbindung in den Blick.

Bedenken Sie, dass die Planung den kritischen Fragen der Fachöffentlichkeit und der das weiteren Verfahren begleitenden Experten standhalten muss. Auch in Bremen wird man genau verfolgen, wie bei diesem Projekt mit Haushaltsmitteln umgegangen wird. Mit Abrisskonzepten, die vollkommen aus der Zeit gefallen sind, würden aus dieser Richtung unruhige Zeiten auf Sie zukommen. Da wäre es für die Klimastadt Bremerhaven allemal besser, sich am Beispiel Wandsbek zu orientieren….

Meine entsprechend erweiterten Anregungen und Bedenken vom Juni 2025 erhalten Sie ebenfalls als Datei im Anhang sowie in Kürze auch in gedruckter Form.

Freundliche Grüße

Dipl.-Ing. Peter Höltgen

Architekt + Stadtplaner

 

 

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